„Wir sind die Spaßverderber für die Organ- und Labor-Party!“
In dieser Episode vom „ÄrzteTag“-Podcast sprechen wir mit Prof. Dr. med. Jean-François Chenot, Leiter der Abteilung für Allgemeinmedizin an der Unimedizin Greifswald und Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM). Unser Thema: Was unterscheidet eigentlich internistische von allgemeinmedizinischen Hausärztinnen und Hausärzten? Was können beide Fachgebiete voneinander lernen?
Chenot sagt, dass für die Gesundheit der Bevölkerung „eine gute Allgemeinmedizin viel wichtiger“, weil sie „viel bang for the buck“ bietet, also ein besseres Kosten-Nutzen-Verhältnis im Vergleich zu spezialisierten medizinischen Behandlungen.
Die Unterschiede zwischen Innerer Medizin und Allgemeinmedizin, selbst für die hausärztliche Versorgung erläutert er anhand der Weiterbildungscurricula: „Die Internisten, die machen im Regelfall eine ausschließlich im Krankenhaus stattfindende Ausbildung, und das bereitet sie halt für eine ambulante Tätigkeit oft nicht gut vor.“
Ergo brauche es eine kompetenzbasierte Weiterbildung, wie sie in der (M)WBO-Novelle eigentlich angelegt ist. Und Weiterbildung müsse Weiterbildung sein, Ärztinnen und Ärzte in dieser Berufsphase dürften nicht nur mit irgendwelchen Tätigkeiten beschäftigt werden.
Chenot: „Man muss hart darüber reden, was Ärzte in Weiterbildung machen, die sollen ja was lernen. Im Moment machen Ärzte in Weiterbildung sehr häufig nur Arbeiten, die nicht so einen hohen Lernwert haben. Wir haben relativ lange Weiterbildungszeiten in vielen Bereichen und es gibt keinen Beweis dafür, dass Sie, um Kardiologe werden zu müssen, acht Jahre brauchen und dass es kürzer nicht geht.“
Ein weiterer Aspekt unseres Gespräch dreht sich um das „Seinlassen“ als typische Methode der Allgemeinmedizin. Am Beispiel von Schilddrüsenknoten sagt Chenot: „Es ist der optimale Fall, wenn sowas dann doch mal aufgetaucht ist, dass man auf eine Untersuchung verzichtet, weil man sagt: Du, das Ergebnis würde wahrscheinlich deine Behandlung nicht verbessern, es würde dir nur ein Problem mehr machen, aber im Gesamtzusammenhang aufgrund deines Alters oder der anderen Erkrankungen würde das wahrscheinlich keine Rolle spielen.“
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