Videosprechstunde von kommerziellen Anbietern – Konkurrenz oder Ergänzung zur ambulanten Versorgung?
Nehmen kommerzielle Videosprechstundenanbieter, die Lifestyle-Themen aus dem Bereich Gesundheit aufgreifen, Ärztinnen und Ärzten in Praxen Patienten weg? Oder erreichen sie über diese eher anonyme Konsultation Patientinnen und Patienten, die eine Behandlung brauchen, aber sich mit ihren eher Scham-behafteten Themen nicht trauen, ihre behandelnden Ärzte anzusprechen?
Im „ÄrzteTag“-Podcast diskutieren Dr. Manuel Nothelfer, Gründer und CEO des Videosprechstundenplattform-Anbieters Wellster, und der Leiter des medizinischen Beirats und Urologe Professor Christian Wülfing die Möglichkeiten, an welchen Stellen solche Plattformen als Ergänzung zur Regelversorgung sinnvoll sein können – vor allem bei Intimfragen oder wenn die Wartezeit auf einen Facharzttermin zu lange währt.
Kolleginnen und Kollegen aller Altersstufen kommen nach Auskunft von Nothelfer und Wülfing für Sprechstundendienste auf den Plattformen infrage: Junge Klinikärzte, die sich ein bisschen Geld dazu verdienen wollen, aber auch ältere Kollegen, die in der Praxis kürzer treten wollen.
Im Gespräch geht es auch um die Frage, warum nach der Pandemie die Akzeptanz der Videosprechstunden wieder zurückgegangen ist und welche Aspekte in bestimmten Fällen für eine telemedizinische Konsultation sprechen könnten. Nothelfer und Wülfing bedauern, dass das Honorarsystem immer noch die persönliche Anwesenheit von Patienten in der Praxis incentiviere, nicht aber eine Telekonsultation. Nicht zuletzt plädieren sie dafür, zusätzlich zur Konsultation Informationen über Anamnesebögen und ähnliches zu sammeln, um dann in der virtuellen Sprechstunde genug Daten der Patienten vorliegen zu haben. Dies könne zur Modernisierung der Arzt-Patienten-Kommunikation insgesamt beitragen.
Auch der Kritik an den kommerziellen Angeboten im Bereich Telemedizin stellen sich Nothelfer und Wülfing: Letztlich, so ihre These, seien kommerzielle Anbieter aus der Versorgung heute kaum noch wegzudenken, sondern auch diese Angebote trügen ihren Anteil zur Versorgung bei. (Länge: 36:32 Minuten)
Kommentare
Neuer Kommentar