ÄrzteTag

ÄrzteTag

Pickt Teleclinic sich die Rosinen aus der hausärztlichen Versorgung heraus?

Audio herunterladen: MP3

„Bis zu 50 Prozent mehr verdienen ohne zusätzliche Belastung in deinem Praxisalltag“ - mit Werbesprüchen im Internet wie diesem wirbt das Unternehmen Teleclinic für seine Plattform für Videosprechstunden bei Praxisärzten und MVZ-Ärzten. 4.000 Ärztinnen und Ärzte seien bei der Plattform mittlerweile registriert, berichtet Julian Simon aus der Geschäftsleitung des Unternehmens im „ÄrzteTag“-Podcast.

Die Ärzte betreuten „weit über 100.000 Fälle im Quartal“, die meist über die Teleclinic-App zu den Videosprechstunden kommen. Das Angebot richtet sich auch an Vertragsärzte, die die Behandlung von Patientinnen und Patienten am Monitor auch über die Kassenärztliche Vereinigung (KV) nach EBM abrechnen können. Mit einzelnen Krankenkassen gebe es auch Selektivverträge, so Simon.

Vor allem wegen der Möglichkeit der Kassenabrechnung ist Teleclinic mit seiner Plattform unter Hausärztinnen und Hausärzten hoch umstritten. Unter anderem wird dem Unternehmen vorgeworfen, dass über die Plattform überwiegend Patienten mit Bagatellerkrankungen behandelt würden und dass Ärzte, die mit der Plattform arbeiten, damit die Rosinen aus der Versorgung herauspickten und den Praxen vor Ort vor allem der schwere, aufwändige Teil bleibe.

Und dies um so mehr, wenn ein Patient mehrmals im Quartal die Telemedizin-Plattform konsultiert, dabei aber dann von verschiedenen Ärzten betreut wird, die jeweils die Versichertenpauschale oder Grundpauschale abrechnen könnten. Damit werde dem System letztlich Geld entzogen, dass für eine umfassende hausärztliche Versorgung vor Ort benötigt wird.

Im „ÄrzteTag“-Podcast diskutieren Hausarzt und Plattform-Nutzer Stefan Spieren und Teleclinic-Vertreter Julian Simon das Geschäftsmodell des Unternehmens. Viele Patienten, die er über die Plattform behandle, hätten gar keinen Hausarzt, berichtet Spieren, sie wüssten zum Beispiel nach einem Umzug gar nicht, an welche Praxis sie sich richten könnten.

Thema im Podcast ist auch, über welche Behandlungspfade Patienten auf der Plattform zu den Ärzten unterschiedlicher Fachgruppen gelenkt werden, wie eine Ersteinschätzung online möglich werden kann, die nach der neuen Anlage 31c zum Bundesmantelvertrag Ärzte (BMV-Ä) obligatorisch ist, und wie Spieren eine gegebenenfalls erforderliche Folgebehandlung vor Ort per Videosprechstunde organisiert, wenn dies erforderlich ist. Auch wie die anderen Anforderungen der Anlage erfüllt werden können – zum Beispiel Priorisierung nach Behandlungsbedürftigkeit, Zuordnung nach räumlicher Nähe – wird von Spieren und Simon erläutert.

Spieren erklärt im Gespräch auch, warum er seine Bestandspatienten, die per Video behandelt werden wollen, in der Regel über eine andere Plattform betreut, welche Möglichkeiten es gibt, die ärztliche Arbeitskraft dennoch zu nutzen, wenn einmal in der Praxis Patienten nicht zum Termin erscheinen, und was über Homeoffice per Videosprechstunde möglich ist. (Dauer: 43:45 Minuten)


Kommentare


Neuer Kommentar

Durch das Abschicken des Formulars stimmst du zu, dass der Wert unter "Name oder Pseudonym" gespeichert wird und öffentlich angezeigt werden kann. Wir speichern keine IP-Adressen oder andere personenbezogene Daten. Die Nutzung deines echten Namens ist freiwillig.

Über diesen Podcast

ÄrzteTag - der Podcast der "Ärzte Zeitung". Wir blicken kommentierend und persönlich auf den Tag, wichtige Ereignisse und Meilensteine. Wir laden Gäste ein, mit denen wir über aktuelle Ereignisse aus Medizin, Gesundheitspolitik, Versorgungsforschung und dem ärztlichen Berufsalltag reden.

von und mit Ärzte Zeitung

Abonnieren

Follow us