Virologe zum Streit über Corona-Maßnahmen: „Das ist Kindergartenniveau!“
Deutschland hat in der Corona-Krise vieles richtig gemacht, sagt der Virologe Professor Jonas Schmidt-Chanasit. Besonders beeindruckt den Forscher vom Hamburger Bernhard-Nocht-Institut, das Vertrauen der Bürger in die Wissenschaft: „Ich fand das einfach toll, dass so viele Menschen der Wissenschaft vertraut haben“, sagt er in dieser „ÄrzteTag“-Episode.
Er warnt aber, dass das Bild kippen könnte. Denn im Moment werde über die Corona-Maßnahmen auf „Kindergartenniveau“ gestrichen, finde eine Lagerbildung statt. „Diese Spaltung ist hoch problematisch.“
Und selbst er als Virologe sagt: „Der alleinige Blick durch die virologisch-epidemiologische Brille war von Anfang an falsch.“ Mehr und mehr würden jetzt die Nebenwirkungen des Lockdowns sichtbar, die „für viele dramatisch spürbar sind“. Es brauche einen „ganzheitlichen“ Blick. Auch die Grundrechte dürften nicht so einfach unter die Räder kommen.
Statt nur auf einzelne Forscher zu hören oder mit ihnen prominent in der Öffentlichkeit aufzutreten, sollte künftig ein diverses Expertengremium die Politik beraten, fordert er. Dort sollten aus seiner Sicht auch andere Experten, auch Pädagogen beispielsweise eingebunden sein. An der Rolle der Leopoldina in dieser Krise, der nationalen Akademie der Wissenschaften, lässt er kein gutes Haar: „Das war sehr eingeengt, die Zusammensetzung war alles andere als ausgewogen.“
Und auch an dem SPD-Politiker Karl Lauterbach äußert er Kritik – und wirft ihm „ganz klar eine Falschbehauptung“ vor.
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