ÄrzteTag

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00:00:06: Herzlich willkommen zum Ärztetag, dem Podcast der Ärztezeitung.

00:00:10: Mein Name ist Katrin Hanschow.

00:00:12: Heute spreche ich mit Dr.

00:00:14: Max Burda.

00:00:15: Dr.

00:00:15: Burda ist Strafverteidiger in Berlin bei der Kanzlei Lubitz und Warnchen und gleichzeitig Schiedsrichter in der zweiten Fußballbundesliga.

00:00:27: Genau, richtig beschrieben.

00:00:29: Jetzt weiß ich ja gar nicht, was Interessanter ist.

00:00:31: Es ist ja wahrscheinlich beides spannend, oder?

00:00:34: Ja, klar, liegt im Auge des Betrachters, was spannender ist, aber beides auf jeden Fall Tätigkeitsfelder, die sehr abwechslungsreich sind und spannend.

00:00:41: Absolut, ja.

00:00:43: Sie haben ja wahrscheinlich als Strafverteidiger auch immer mal wieder mit dem Bereich Medizinstrafrecht zu tun und kommen da auch mit Erbsinnen und Ersten in Kontakt.

00:00:55: Genau, ich arbeite als Strafverteidiger bei Elubitz-Warnchen-Rechtsanwälten.

00:00:59: Insbesondere mit meinem Kollegen, Herrn Dr.

00:01:00: Warnchen, bin ich fast ausschließlich im Medizinstrafrecht tätig und verteidige Ärztinnen und Ärzte in Ermittlungsverfahren.

00:01:07: Und natürlich, wenn es erforderlich ist, auch in der Hauptverhandlung.

00:01:11: Und die Vorwürfe im Medizinstrafrecht sind ja manikfaltig.

00:01:13: Häufig geht es um den Vorwurf der verlesigen Tötung oder der verlesigen Körperverletzung.

00:01:19: Und was auch regelmäßig vorkommt, ist natürlich der Vorwurf des Abrichtungsbetrugs.

00:01:23: Können Sie denn so eine ungefähre Zahl nennen oder abschätzen?

00:01:27: Wie häufig Ärztinnen, Ärzte oder auch Personen aus dem Gesundheitsbereich beteiligt sind an solchen Verfahren oder betroffen?

00:01:36: Ja, das ist schwer.

00:01:37: Wir sehen natürlich nur einen Ausschnitt, aber wir haben auf jeden Fall regelmäßig Fälle.

00:01:42: Und das Besondere in Fällen ist, dass man oft auch nicht weiß, dass sie sich so entwickeln werden im Moment der Behandlung.

00:01:48: Aber es ist schwer jetzt zu beziffern.

00:01:49: Aber es ist auf jeden Fall regelmäßig so, dass wir mit Ärzten, Ärztinnen zusammenarbeiten und Sie in den Ermittlungsverfahren auch dann erfolgreich verteidigen?

00:01:58: Wahrscheinlich, bevor Sie mit den Betroffenen oder Angeklagten in vielen Fällen dann auch näher in Kontakt sind, sind Sie ja als Schiedsrichter ja auch ständig in Drucksituationen auf dem Spielfeld.

00:02:14: Da lässt sich doch bestimmt ein Zusammenhang herstellen.

00:02:17: Ärztinnen und Ärzte arbeiten ja auch unter Druck.

00:02:20: Würden Sie sagen, dass Sie da Parallelen

00:02:22: entdecken?

00:02:23: Ja, absolut.

00:02:23: Also ich glaube, die Entscheidungsrealität im Profipußball ist in vielen Bereichen ähnlich.

00:02:28: Also es sind nicht nur oberflächliche Ähnlichkeiten, sondern schon strukturell.

00:02:32: Also als Schiedsrichter muss man sich vorstellen, hat man eine hohe Entscheidungsdichte, man trifft bis zu zweit Entscheidungen pro Spiel, man ist körperlich hoch belastet, man bekommt viel Druck, allein die Stadionatmosphäre, man weiß um die TV-Übertragungen, die Anzahl der Kameras, man muss trotzdem entscheiden, dass oft auch in Sekunden Bruchteilen und oft auch mit unverständlichen Informationen.

00:02:54: Also, man entscheidet unter Unsicherheit.

00:02:58: Gleichzeitig weiß man aber darum, dass die Folgen auch für Vereine, für Mannschaften existenziell sein können, also die eine gewisse Reichweite haben.

00:03:05: Und ich glaube, hier lässt sich gut der Übertrag auch zum Medizin darstellen.

00:03:10: Einerseits im Bereich der medizinischen Entscheidung ist es klar, die haben auch natürlich noch viel weitreichendere Folgen für Leib und Leben der Person.

00:03:19: Aber und das Das war es uns auch in der Strafverteidiger Perspektive oft begegnet.

00:03:24: Es gibt juristische Drucksituationen, auch für Ärztinnen und Ärzte, auf die sie vorbereitet sein müssen.

00:03:30: Und genau diese Drucksituation, die ich als Schiedsrichter auf dem Platz erlebe und wie ich damit umgehe, ich glaube, da lässt sich auch ein Übertrag dahin bilden, wie vielleicht Mediziner mit solchen juristisch sensiblen Situationen, Stresssituationen, Drucksituationen umgehen können.

00:03:46: Was würden Sie denn sagen, sind so die klassischen Drucksituationen in der Medizin, die Sie so beziffern würden?

00:03:53: Also mir fällt jetzt auf an die Beinen eine OP, wo es um Leben und Tod geht, wo der Arzt entscheiden muss, was mache ich jetzt?

00:04:03: Und da kann es natürlich sein, dass er eine falsche Entscheidung trifft oder was unvorhergesehen ist passiert.

00:04:10: Was würde Ihnen denn da noch so einfallen, was es für Situationen gibt?

00:04:14: Also es gibt natürlich Ich glaube, im medizinischen Alltag vielzahl an Situationen, wo sie Druck spüren.

00:04:21: Und das eine sind natürlich die medizinischen Entscheidungen.

00:04:25: In den Behandlungssituationen konkret, was es zu tun, wie es zu agieren.

00:04:29: Aber es gibt nachgelagert und darüber, ich glaube, da bietet sich der Übertrag noch ein Stück weit mehr an, auch weil ich diese Strafverteidiger Sicht habe, geht es mir so um Drucksituationen im Nachgang einer Behandlung häufig.

00:04:44: die juristischen Sachverhalt betreffen oder juristisch sensibel sind.

00:04:47: Und da kann man zum Beispiel denken an die Durchsuchungssituation in der Praxis oder in der Klinik, wenn plötzlich Polizeibeamte oder die Staatsanwaltschaft in der Praxis stehen und einen Durchsuchungsbeschluss aushändigen.

00:05:00: Das ist eine extreme Drucksituation in diesem juristischen Kontext.

00:05:04: Und auch da ist es ganz, ganz wichtig, wie man sich verhält, wie man agiert, was man tun soll oder was man nicht tun sollte.

00:05:11: genauso kann man sich einen Drucksituationen vorstellen, wenn es beispielsweise in irgendeiner Form einen schlechten Behandlungsfallaufgab, einen Zwischenfall, medizinischen Zwischenfall, die agiert man danach.

00:05:22: Auch da kommt natürlich Druck auf, weil mit diesem Fehler verbunden häufig auch fatale Folgen für Leib und Leben.

00:05:28: Und natürlich ist es da auch ganz, ganz wichtig, unter Druck richtig zu handeln, insbesondere aus dieser strafrechtlichen Sicht, da keine Fehler zu machen.

00:05:38: Also das sind typische Drucksituationen.

00:05:40: Und ich glaube, losgelöst von der medizinischen Drucksituation gibt es eine Vielzahl von solchen Situationen, die juristisch am Ende relevant sein könnten und auf die man vorbereitet sein muss.

00:05:50: Da kann man zum Beispiel auch an die Kommunikation mit Angehörigen denken.

00:05:55: Grundum eine Behandlung.

00:05:57: Auch da ist der richtige Umgang, die richtige Kommunikation, Dinge, die extrem wichtig sind und die häufig Dinge deeskalieren und verhindern können, dass es überhaupt zu einer juristischen Auseinandersetzung kommt.

00:06:07: Und all diese Dinge kann man, glaube ich, mit Struktur und mit so Mechanismen, die ich auch auf dem Fußballfeld sitze, anwende, ganz gut begegnen und da wirklich gut und positiv agieren.

00:06:20: Ja, wenn ich das jetzt mal aufgreifen darf, Sie sagten gerade, Sie haben da Mechanismen auf dem Spielfeld.

00:06:26: Was sind das denn für Mechanismen, von denen Sie sagen würden, die lassen sich auch bei ärztlichen Drucksituationen

00:06:33: anwenden?

00:06:34: Also klar, das ist natürlich ein Ein Stück bei Fußball spezifisch, aber diese Mechanismen sind übertragbar.

00:06:41: Wir arbeiten, der wichtigste Mechanismus ist, es einfach vorbereitet zu sein.

00:06:46: Vorbereitung schützt, schafft Struktur.

00:06:49: Und das mache ich zum Beispiel beim Spiel, dass ich mir anschaue, wer spielt, welche Mannschaften, wie spielen die, was ist das Spielsystem, was sind potenzielle Spieler, die problematisch sein können, die von der Spielweise besonders herausstechen.

00:07:02: All das sind Dinge, auf die muss ich vorbereitet sein.

00:07:05: Und das verknüpfe ich häufig mit einer Art Visualisierung.

00:07:07: Also ich stelle mich vor, werfen ein bestimmtes Spielszenario oder auch ein bestimmtes Eingriffsszenario, was kann passieren.

00:07:16: Und da fange ich schon an zu visualisieren, okay, wie würde ich mich bei diesen variablen Verhalten, weil genau das die andere Option sich zu schaffen, schafft dann diese Handlungssicherheit unter Druck.

00:07:26: Also dann hat man meistens, zumindest auf dem Feld, habe ich da nicht die Zeit, groß die Handlungsoptionen noch zu entwerfen, sondern dann ist es gut, wenn man auf etwas zurückgreifen kann, was man im Vorfeld entwickelt hat und es schafft einfach eine ganz andere Handlungssicherheit und es ist essentiell in dem Bereich.

00:07:42: Ja,

00:07:43: wenn ich kurz einhaken darf, Vorbereitung ist offensichtlich das A und O. Was mache ich denn aber, wenn die Polizei ganz plötzlich bei mir in der Praxis steht und möchte Unterlagen haben?

00:07:57: könnte ja eine Situation sein, mit der ich gar nicht gerechnet habe und auf die ich nicht vorbereitet bin.

00:08:03: Das kann ich denn da dann tun.

00:08:04: Absolut.

00:08:05: Also viele.

00:08:06: Es geht erst mal darum, was tue ich nicht.

00:08:08: Und das ist auch ein ganz wichtiger Punkt auf.

00:08:10: ein weiterer Mechanismus, den ich da kurz noch einbringen möchte.

00:08:14: Keine spontanen Impulsentscheidung.

00:08:18: Keine aus einem Impuls heraus zu handeln.

00:08:21: Also es wäre fatal, wenn die Durchsuchungsbeamten in der Praxis stehen.

00:08:26: und ihren Durchsuchungsbeschluss präsentieren, plötzlich beispielsweise spontan zu reden, sich zu äußern zum Vorwurf, sich in irgendeiner Form einzulasten oder vielleicht nochmal schnell in die Behandlungsdokumentation Änderung vorzunehmen oder Unterlagen nicht zu verschwinden zu lassen, weil das natürlich massive juristische Nachteil im Verfahren haben kann.

00:08:46: Letztes kann sogar bis zum Beispiel, dass man eine Verdunklungsgefahr annimmt und untersuchungshaft droht.

00:08:51: Also es gibt viele Fallstricke, die in so einer Situation drohen.

00:08:56: Und da ist es halt, wenn man sich das mal bewusst macht und so eine Art Checkliste, Leitfaden hat, wie man in bestimmten Situationen agieren soll, dann minimiert man halt die Risiken, dass man sich da juristisch, sage ich mal, schon so ein Stück weit offenbart und diese Nachteile dann im Ermittlungserfahren noch ausleichen muss.

00:09:15: Und das ist häufig schwierig, wenn halt erst mal eine Einlassung, eine Spontaneußerung gegenüber Polizeibamten erfolgt ist, wird diese dokumentiert und natürlich im weiteren Verfahren verwendet.

00:09:25: Deswegen ist es immer gut, die Ruhe zu bewahren, den Kontakt zum Anwalt zu suchen und zu kooperieren und nicht, also Nachrücksprache zu kooperieren und nicht irgendwelche Unterlagen etwa noch verschwinden zu lassen oder dergleichen.

00:09:40: Also ich bin dann wahrscheinlich verpflichtet in der Situation, die Unterlagen rauszugeben, aber brauche nichts zum Vorwurf zu sagen und

00:09:49: kann auch nicht mehr bearbeiten.

00:09:53: Genau das meine ich mit Drucksituationen.

00:09:54: Es ist ja eine extremer Drucksituation, wenn plötzlich uninformierte Beamten in der Praxis stehen.

00:09:59: Man könnte natürlich aus dem spontanen Impuls herausdenken, okay, jetzt stelle ich das mal alles richtig und sage, wie es wirklich war und dass ich mir nichts zu schulen habe kommen lassen, was ja auch sein mag, aber was natürlich immer die Gefahr birgt, dass man Äußerungen etwas äußert, was vielleicht so gar nicht in ganz mehr reinpasst oder die nachhinein als falsch oder nicht ganz richtig.

00:10:21: erwiesen hat und dann eher als Indiz dafür birgt, dass man das an den Tag vorwürfen vielleicht etwas dran ist für die Staatsanwaltschaft.

00:10:28: Und das kriegt man halt im Laufe des Ermittlungserfahrens häufig nicht mehr so gut gedreht, wenn Initialhäuserung getätigt wurden, die sich dann nicht als haltbar gezeigt haben.

00:10:40: Ja, und wenn man jetzt wieder den Vergleich sieht zum Fußball, da ist es ja dann auch so, dass sie ja wahrscheinlich trotz aller Vorbereitungen durchaus auch auf dem Fußballfeld in eine Situation geraten können, die nicht so absehbar war.

00:10:54: Wenn sich jetzt da zwei Spieler plötzlich an die Gurgel gehen, dann müssen sie dann ja wahrscheinlich auch eskalierend wirken, eingreifen.

00:11:03: Absolut.

00:11:03: Ja, das ist tatsächlich so.

00:11:05: Man kann Vorbereitungen, das ist der Schlüssel, das ist schon so.

00:11:09: Trotzdem gibt es natürlich eine vielzehnte Situation, die dann trotzdem auftreten und alles ist über Bord geworfen.

00:11:17: dann komplett neues Spiel oder neue Situation, auf die man noch nie vorher hatte.

00:11:21: Aber trotzdem, dass man sich diese Handlungsoptionen zu den verschiedenen Szenarien bereitgelegt hat, fällt es dann leichter, diesen Übertrag zu dieser neuen Situation zu schaffen.

00:11:30: Also allein, dass ich mich thematisch damit beschäftige, was passiert wenn, hilft mir dann auch, in vermeintlich neuen Situationen eine gute Lösung zu finden und vor allem handlungsschnell zu sein.

00:11:39: Also ich brauche nicht mehr so lange, wenn ich schon mein Portfolio relativ weit erweitert habe.

00:11:45: Und dann finde ich meistens auch eine gute Lösung.

00:11:48: Und da hilft uns natürlich als Schiedsrichter, dass wir klare Regeln haben, klare Guidelines, nach denen wir agieren müssen, insofern unser Spielraum natürlich auch insofern schon vorgegeben ist.

00:11:59: Und was ganz wichtig ist, das denke ich gilt für Ärzte auch, und Ärzte ähnlich ist diese Teamwork.

00:12:05: Wir sind auch auf dem Platz, bin ich nicht alleine, ich bin seiner Mitte, aber ich habe meine beiden Assistenten an der Seitenlinie, ich habe noch den vierten Offiziellen zwischen den Trainerbänken, ich habe in Köln.

00:12:13: zwei Videoassistenten, noch einen technischen Operator.

00:12:15: Also wir sind ein kleines Team, aber wir sind schon inzwischen sieben Leute, die für so ein Fußballspiel verantwortlich sind und da bringt sich natürlich jeder ein.

00:12:24: Und dann, gerade wenn auch neue Situationen auftreten, die man vielleicht nicht so häufig hat oder noch nicht hatte, findet man zumindest im Team auch die richtige Lösung oder versucht es zumindest.

00:12:34: Wenn Sie jetzt sagen Situationen, die man noch nicht hatte, Ich meine, es ist ja nicht jeder Arzt oder jede Ärztin davon betroffen, dass plötzlich die Polizei in den Räumlichkeiten steht und unterlagen will.

00:12:44: Würde es denn aus ihrer Sicht Sinn machen, so eine Situation vielleicht mal trotzdem durchzubesprechen im Team, was passiert, wenn eine Checkliste, wie Sie vorhin sagten, für solche Dinge vorzubereiten, oder ist es einfach nur ein theoretisches Hirngespinst, was vielleicht in meinem Berufsleben niemals eintritt?

00:13:03: Es wäre jedem zu wünschen, dass es im Berufsdienst niemals eintritt.

00:13:06: Gleichzeitig kann man da keine komplette Sicherheit drüber haben.

00:13:12: Es kann grundsätzlich jeden treffen.

00:13:14: Es ist ja auch schon so, dass wir, dass die meisten Anbetrungsverfahren eine Einstellung bekommen, dass das Anbetrungsverfahren am Ende eingestellt wird.

00:13:25: Das heißt sozusagen ein Freispruch im Anbetrungsverfahren, dass daran nichts hängen bleibt.

00:13:30: Allerdings kann man durchsuchen, natürlich trotzdem jederzeit erfolgen, wenn Anhaltspunkte für eine Straftat vorliegen.

00:13:37: Und diese Anhaltspunkte können ja auch zum Beispiel ein unzufriedener Patient sein oder wer auch immer.

00:13:46: Da irgendwie Kritik und auch eine Anzeige zum Beispiel bei der Staatsanwaltschaft einreicht und auf der Basis könnte zum Beispiel eine Durchsuchung erfolgen.

00:13:56: Das heißt, niemand ist davor gefeit, dass mal durchsucht wird.

00:14:00: Und klar, es ist nicht jeden Arzt und jede Ärztin betrifft, aber trotzdem schadet es sich nicht.

00:14:06: Schadet es nicht.

00:14:07: Und es ist auch meine Sicht sogar zu empfehlen, dass man sich auf Szenarien vorbereitet, weil gerade weil sie so oft so unabattet kommen und nicht so alltäglich sind, ist es wichtig, dass man da diese Handlungs Sicherheit hat, dass man eben nicht diese Reaktionen zeigt, die vielleicht sich dann im Weitem Ermittlungserfahren als Nachteil darstellt.

00:14:25: Also ich würde jedem empfehlen, sich da so aufzustellen, dass er darauf alle Quad reagieren kann.

00:14:32: Das ist ja nur ein Szenario.

00:14:34: Es gibt ja auch andere Szenarien.

00:14:35: Wenn ich zum Beispiel das Verhalten nach einem medizinischen Zwischenfall anspreche, das ist ja auch etwas, was vielleicht schon öfter passiert, als jetzt eine Praxisdurchsuchung oder eine Durchsuchung in der Klinik.

00:14:47: Sowas kommt ja schon gerade auch im Klinikalltag immer mal wieder vor, dass es einen Zwischenfall gibt mit bestimmten Folgen.

00:14:56: Und gerade da ist es auch wichtig, wie verhalte ich mich gegenüber den Angehörigen, gegenüber der Polizei, gegenüber den Kollegen.

00:15:03: Also da so ein bisschen eine Sicherheit reinzubekommen, ist glaube ich sehr, sehr wichtig.

00:15:08: Ich hatte vor einiger Zeit, habe ich mal ein Interview mit einem Staatsanwalt geführt, der im Bereich Medizin strafrechtätig ist und der empfiehlt zum Beispiel, wenn es um einen Behandlungsfehlervorwurf gibt, auf jeden Fall das Gespräch zu suchen, nichts

00:15:24: zugeben.

00:15:25: Erst mal, das hat ja auch immer versicherungsrechtliche Gründe sonst.

00:15:29: Aber auf jeden Fall auf Augenhöhe das Gespräch suchen, Verständnis zeigen, für die Nöte der Betroffenen.

00:15:37: Würden Sie das aus Ihrer Sicht auch empfehlen?

00:15:40: Ja, also das Thema Kommunikation gerade auch mit Patienten Angehörigen.

00:15:46: Es ist schon so, es ist logisch.

00:15:48: Angehörige Patienten sind oft da unsichert, emotional, wenn es einen Zwischenfall gibt.

00:15:53: Und wer dann mauert, wer schweigt, wer vielleicht probiert, ist ein bisschen zu... Klein zu halten, sage ich mal, auch gegenüber den Angehörigen und der Eindruck entsteht, da wird etwas verheimlich vielleicht oder da wird nicht offen Transparenz mit mir umgegangen, dann schafft das erst auf den Konflikt, der dann juristisch im weiteren Verlauf ausgetragen wird.

00:16:14: Also Schweigen führt dann häufig zu einer juristischen Eskalation und eine gewisse Transparenz, eine kontrollierte Transparenz kann häufig und auch eine empathische Kommunikation, kann häufig die Akzeptanz für die Behandlungssituation erhöhen und am Ende dazu führen, dass es vielleicht juristisch gar nicht zu einem Nachspiel kommt.

00:16:35: Also ich kann auch da der Übertrag aus dem Sport, wenn ich auf dem Feld eine Fehlentscheidung treffe, dann kriege ich das ja auch mit, ja spätestens, wenn der zum Beispiel der Videoassistent eingreift.

00:16:46: Und dann ist auch die Frage, wie gehe ich damit um gegenüber den Spielern, gegenüber den Trainern, vielleicht auch gegenüber den Medien.

00:16:52: Und ich könnte einerseits sagen, okay, ich sage dazu gar nichts, das ist mein.

00:16:55: Ich möchte den Fehler sozusagen ein Stück weit aus der Öffentlichkeit raushalten.

00:16:59: Ich möchte darüber nicht reden.

00:17:01: Ich möchte blocke auch Anfragen dazu ab.

00:17:03: Das führt aber dazu, dass die Spieler, die beteiligten mich nicht ernst und mich nicht akzeptieren, dass ich offensichtlich eine schwäche oder eine Unsicherheit zeige und sozusagen dieses blockieren Ausdruck der Sessen ist.

00:17:19: Wenn ich die aber mitnehme und Stück weit empathisch, den Zeige so, ich habe aus denen und den Gründen so entschieden.

00:17:25: Das war falsch, aber jetzt habe ich mir angeguckt, jetzt habe ich die korrekte Entscheidung getroffen, aus denen und den Gründen.

00:17:30: Dann nehme ich ganz viel Schärfe aus der Kommunikation, aus dem Dialog mit den Beteiligten und schaffe, dass es über die gesamte Spielzeit an Akzeptanz und vielleicht auch nach dem Spiel meine Akzeptanz einfach fortwirkt, weil sie merken, hey, das war ein souveräner Umgang mit den Fehlern.

00:17:44: Und das wirkt einfach nur positiv.

00:17:47: Darf man zu trennen.

00:17:47: jetzt wieder zurück zu den Ärzten, ist natürlich... gegenüber den Ermittlungsbehörden, sich da jetzt offen schon spontan zu einzulassen.

00:17:57: Das würde ich immer empfehlen, dass nur über den Nachrücksprache, anwältlicher Rücksprache, wenn jetzt schon Ermittlungsverfahren eingeleitet worden ist oder man merkt, vielleicht auch im Vorfeld schon, wenn etwas schief gegangen ist, dass man sich juristisch beraten lässt anwältlich und dann gegenüber den Ermittlungsbehörden, gegenüber der Staatsanwaltschaft Stellung nimmt.

00:18:15: Insbesondere auch muss man natürlich die Akte irgendwie kennen.

00:18:18: Es ist nicht gut.

00:18:20: sich gegenüber Ermittlungsbehörden oder Staatsanwaltschaft zu äußern, wenn man keine Aktenkenntnis hat, sondern muss erst mal wissen, was wurde ermittelt, was ist der aktuelle Sachstand.

00:18:28: und dann äußert man, kann man sich das zu äußern in Absprache.

00:18:33: Das ist aber auch nicht.

00:18:34: Es ist klar, es geht der Grundsatz der Selbstbelastungsfreiheit, man muss sich zur Tat veröffentlich äußern.

00:18:40: Wenn ich das jetzt so raushöre... Ist ja einerseits, wie Sie vorhin sagten, Kommunikation, das A und O, aber auch aus Ihren letzten Worten entnehme ich ja so ein bisschen, dass auch eine vernünftige Dokumentation hilfreich ist, um sich sicher zu fühlen, würde ich jetzt mal sagen, in solchen Situationen.

00:19:00: Wenn ich weiß, ich habe alles ordentlich dokumentiert.

00:19:04: Im Praxisverwaltungssystem ist alles vernünftig hinterlegt und ich habe ja die Aufklärung mit den Patientinnen und Patienten vernünftig dokumentiert.

00:19:13: Das ist ja wahrscheinlich auch schon hilfreich, um nicht ganz aufgeregt zu sagen, wo finde ich das, wo habe ich das?

00:19:20: Das würde ich ja vermuten, vermittelt auch so ein Gefühl der Sicherheit dann.

00:19:27: Also der Dokumentation kommt eine große, große Wirkung zu.

00:19:33: hat ein hoher Aussagekraft auch in Ermittlungsverfahren.

00:19:37: Und man kann es ja vielleicht sogar verstehen, auch nach einem oder nachvollziehend ein Stück weit nach medizinischen Zwischenfall, dass man vielleicht denkt, okay, die Dokumentation, ich probiere hier noch was zu glätten oder so.

00:19:49: Aber auch davor kann ich nur wirklich warnen, weil nachträgliche Änderungen juristisch wirklich fatal sein können, weil es auch das zum Beispiel schon eine Urkundenfälschung sein kann als separates Delikt nehmen.

00:19:59: So hat man sozusagen nicht nur das Problem mit dem potenziellen medizinisch im Zwischenfall, sondern auch noch ein weiteres Problem mit der Frisierung der Dokumentation.

00:20:09: Deswegen ist es wichtig, dass man sehr transparent dokumentiert und auch, wenn man vielleicht etwas nachträglich hinzufügt, ist auch kennzeichnet als nachträglich ein Zusatz und dann nicht versucht, irgendwie ein Bild zu zeichnen nach hinein, was so nicht da war.

00:20:27: Insofern kommt der Dokumentation, die sie sagen, für all diese Umstände der Behandlung, Aufklärung und alles Weitere überragende Bedeutung zu.

00:20:36: Ja, ich würde gerne noch einen Begriff aufgreifen, den Sie vorhin eingebracht haben.

00:20:40: Das ist damit der Checkliste.

00:20:42: Wenn wir jetzt sagen, am Ende uns am Ende unseres Podcasts würden Sie den Hörerinnen und Hörern eine Checkliste mitgeben, was man in Drucksituationen beachten sollte, was das würde denn da so draufstehen als.

00:20:58: Genau, es kommt natürlich

00:21:02: mal auf die konkrete Drucksituation an.

00:21:05: Das lässt sich jetzt schwer pauschalisieren.

00:21:08: Also erstmal ganz wichtig, aus meiner Sicht in der Drucksituation ist es halt die Vorbereitung auf diese Drucksituation in allen Facetten.

00:21:16: Das heißt, das müsste man für die einzelnen Situation dann durchdeklinieren, aber diese Vorbereitung, dass man das mal durchdacht hat, das Szenario und sich auch juristisch abgesichert.

00:21:28: darüber Gedanken gemacht hat.

00:21:30: Wie verhalte ich mich?

00:21:32: Was sind die Schritte?

00:21:33: Wen informiere ich?

00:21:35: Und in der Regel, man sagen kann, keine spontanen, keine Impulse, keine spontanen Äußerungen gegenüber Ermittlungsbehörden gegenüber.

00:21:45: Ja, also dazu sagen als erster Grundsatz, das muss man genau, wie ich im Fußball Dinge visualisiere, glaube ich, stand jetzt nicht, wenn man das auch aus ärztlicher Sicht mal visualisiert.

00:21:56: Okay, was mache ich, wenn das passiert?

00:21:58: Und damit verknüpft ich ganz eng dieser zweite Punkt, dass man halt sich nicht, dass man diesen spontanen Impuls, den man haben mag, dass man den halt nicht nachgibt unbedingt.

00:22:09: Sondern dass man sich diese Achtungkeit ein Stück weit im Moment, dass man sich bewusst macht, okay, jetzt greife ich auf meine Vorbereitung zurück und lasse sie sozusagen ablaufen und verhalte mich entsprechend der Checkliste der Leitlinien, so wie ich es gelernt und mich vorbereitet habe.

00:22:25: Und das sind so für mich die beiden wichtigsten Schritte.

00:22:27: Also einerseits, sich gezielt vorzubereiten und dem zweiten Schritt dann aber auch in dem Moment diese Achtsamkeit zu haben, auf die Vorbereitung zurückzugreifen.

00:22:36: Genau.

00:22:36: Und im dritten Schritt, das glaube ich, zieht sich auch so durch, es ist so diese Kommunikationsebene, dass man gerade gegenüber betroffenen Patienten oder Angehörigen eine kontrollierte Transparenz auch zeigt, dass man nicht per se abblockt.

00:22:54: Und da, so ein Stück weit, sich dann immer so differenzierte Kommunikationsstrategie gegenüber den Ermittlungsbehörden zurückhaltend, erst nach Rücksprache, gegenüber Patienten angehörigenden, kontrollierte Transparenz, dass man probiert, Dinge zu deeskalieren, bevor sie vielleicht ein juristisches Nachspiel haben und dann nicht ohne Grund mauert, was zum Beispiel Herausgabe Patientunterlagen oder sonstige Informationen aus dem Behandlungsverhältnis angeht, dass man da... lieber schaut, dass man irgendwie einen Konsens mit den Angehörigen, mit den Patienten findet.

00:23:28: Jetzt bin ich aber dann doch mal neugierig.

00:23:30: Können Sie vielleicht mal so zwei, drei Situationen nennen aus konkreten Spielen, was Sie dafür Situationen erlebt haben, wo Sie besonders unter Druck standen und wie Sie die dann gelöst haben?

00:23:43: Ja, also da gibt es natürlich eine Vielzahl von Situationen.

00:23:47: Also was haben diese Impulsentscheidungen vielleicht angeht?

00:23:50: Da ist vielleicht ein ganz schönes Beispiel.

00:23:51: Ich hatte mal ein Spiel bei Schalke gegen Nürnberg war das letzte Saison.

00:23:56: Und da war schneller Gegenangriff von Schalke und ich bin dem gefolgt und habe mich schon relativ gut postiert, also so vorausschauend.

00:24:05: Und dann gab es einen Torschuss.

00:24:06: Und die Frage war, ist das jetzt ein strafbares Handspiel des Verteidigers, weil der springt im Verteidiger gegen den Arm.

00:24:12: Und ich habe sozusagen aus dem Impuls heraus, weil das ganze Stadion hat geschrieben, alle Spiele Hand, hätte man gesagt, okay, ich gebe den Strafstoß.

00:24:21: Da war es wichtig, im Moment achtsam zu sein und vor allem auch das Stellungsspiel anzupassen und vor allem den Blick zu steuern, dass man eben nicht guckt, okay, wie schießt der Spieler den Ball, sondern dass man guckt, okay, wohin kommt der Ball?

00:24:33: Ich habe den Verteidiger halt schon in den Blick genommen, bevor der Schuss erfolgt ist und konnte so einschätzen, okay, der Ball ist zwar an den Arm gesprungen, aber der Arm war in einer natürlichen Haltung, es war kein strafbares Handspiel, dementsprechend kein Strafstoß und konnte so die Entscheidung sicher treffen.

00:24:46: Wogegen, wenn ich sozusagen meinen Fokus nicht richtig ausgerichtet habe, vielleicht... auch nicht gut vorbereitet gewesen wäre, nicht achtzehn im Moment, hätte ich vielleicht diese Situation so gar nicht gut bewerten und sicher richtig bewerten können und hätte vielleicht eine Fehlentscheidung getroffen, die dann im Beratungverlauf vielleicht spielentscheidend gewesen wäre oder vielleicht korrigiert worden wäre.

00:25:05: Aber das ist so ein Beispiel gerade diese, man hat oft diesen Impuls und man muss aber sich so ein Stück weit erden und sagen, hey, da bin ich doch vorbereitet.

00:25:14: Und vielleicht auch ein Stück weit die Sinne, als Schiedsrichter natürlich schärfen, was kann als nächstes passieren.

00:25:19: Also hier ist das Antizipative.

00:25:21: Und das schadet sich ja auch bei juristischen Drucksituationen nicht.

00:25:25: Ich stelle mir das natürlich auch tatsächlich vor, wenn man dann da vorne in einem Stadion ist, wo dann die Fans und gerade auf Schalke, das sind ja auch immer viele und so.

00:25:34: Und wenn die natürlich

00:25:35: alle rufen

00:25:36: Hand, muss man ja auch die Ruhe besitzen und so sagen.

00:25:41: Ich folge dem jetzt nicht einfach, sondern...

00:25:47: Man hat natürlich den Druck, man merkt da fünfzig, sechzig tausend im Stadion.

00:25:50: Alle wollen diesen Strafstoß, aber man muss sozusagen seine Rolle gerecht werden, auch als Schiedsrichter objektiv möglichst dieses Spiel zu leiten und richtige Entscheidungen zu treffen und darf sich da nicht in irgendeiner Form treiben lassen.

00:26:04: Und das geht ja immer so ein Herr mit Drucksituation, dass man, dass die Gefahr besteht, dass man sich so ein bisschen treiben lässt, dass man keinen klaren Gedanken mehr fassen kann.

00:26:13: Und das birgt dann auch juristisch häufig Probleme, weil dieses Verhalten dann oftmals nachteilige Birkungen haben kann.

00:26:22: Ja,

00:26:23: es war doch schon mal ein spannender Einblick.

00:26:25: Dann würde ich sagen, sind wir jetzt am Ende unseres Podcasts.

00:26:28: Ich danke Ihnen.

00:26:29: Ja, ich bedanke mich auch.

00:26:31: Vielen Dank.

Über diesen Podcast

ÄrzteTag - der Podcast der "Ärzte Zeitung". Wir blicken kommentierend und persönlich auf den Tag, wichtige Ereignisse und Meilensteine. Wir laden Gäste ein, mit denen wir über aktuelle Ereignisse aus Medizin, Gesundheitspolitik, Versorgungsforschung und dem ärztlichen Berufsalltag reden.

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